Schon einige Wochen sind verstrichen, seit die Schweizer Fussballerinnen an der Weltmeisterschaft für nationales Aufsehen sorgten. Nach einer bitteren 0:1-Niederlage im Achtelfinal gegen die Gastgeberinnen aus Kanada mussten sie das Feld räumen und den Flug über den grossen Teich antreten. Plötzlich waren da Journalisten, Fotografen und Fans, die um die Aufmerksamkeit der Spielerinnen buhlten. Unter ihnen – oder nein, eher hinter ihnen – ihre Nummer 1: Torhüterin Gaëlle Thalmann.
Angesprochen auf ihre Höhepunkte an der WM, erinnert sich Thalmann: «Das Spiel gegen Kanada war sicher das Highlight für das Team. Vor 53'000 Zuschauern einzulaufen war ein einmaliges Erlebnis. Zwar waren wohl die meisten gegen uns, trotzdem war das rot-weisse Zuschauermeer sehr eindrücklich.»

Das Knie sorgte für Unruhe
Lange stand ihr Einsatz im Schweizer Tor auf der Kippe, denn Thalmann riss sich im November vergangenen Jahres bei einem Spiel das Kreuzband im rechten Knie. Niemand wusste, wie die Rehabilitation verlaufen würde und ob die 29-Jährige rechtzeitig für den Flug nach Vancouver wieder angriffsbereit wäre. Doch sie gab den Willen nie auf, trainierte eisern und wurde dafür mit einem einsatzfähigen Knie belohnt. «Meinem Knie geht es gut, ich habe keine Schmerzen. Sicherheitshalber arbeiten wir präventiv an Kräftigungsübungen.»

Gaëlle Thalman, der Wanderfalke
«Wir» – damit gemeint ist Thalmann und der Trainerstaff des Nationalliga-A-Teams des FC Basel. Thalmann ist auf die neue Saison wieder in die Schweiz zurückgekehrt. Nachdem sie von 2008 bis 2010 Halt gemacht hat in Potsdam und beim Hamburger SV, spielte sie für eine Saison bei GC, wo sie nach einer Verletzung wieder Spielpraxis ergattern konnte.
Schliesslich zog es sie wieder ins Ausland: Nach einem Kurzaufenthalt mit Abstieg in Leipzig, während dem sie auch ihre Studiengänge in Germanistik und Geschichte abschloss, ging es in den Süden: Beim ASD Torres war Thalmann zwei Jahre Torhüterin und gewann den italienischen Meistertitel. Nachdem sie letztes Jahr mit dem MSV Duisburg den Klassenerhalt in der Ersten Bundesliga nicht schaffte, machte sie sich auf Klubsuche.
Da auch die Basler Frauen auf der Suche nach einer neuen Nummer 1 waren, traf es sich vorzüglich, sodass die Keeperin in Duisburg ihre Koffer packte und nun in Basel den Kasten rein halten möchte. Da die kluge Frau auch eine Weiterbildung im Sportmanagement absolviert hat, kann sie sich einen Job in diesem Bereich neben dem Fussball gut vorstellen.

Der FCB hat sich verstärkt
Für den FC Basel soll Gaëlle Thalmann eines jener Puzzle-Teile sein, die zu einem Titel verhelfen sollen. Neben der Stürmerin Lindsey Thomas und der offensiven Mittelfeldspielerin Nina Schepis will Thalmann für frischen Wind bei den Rotblauen sorgen. Besonders motiviert sind die Fussballerinnen, dem Top-Team der Liga an den Kragen zu gehen. Was der FC Basel seit Jahren im Männerfussball ist, ist im Frauenfussball der FC Zürich. Die Zürcherinnen dominieren seit Jahren die Meisterschaft.
Den ersten Schritt in Richtung Titelgewinn machen die Baslerinnen bereits heute. Für das Auswärtsspiel gegen die Girls der Young Boys stellt Thalmann klar: «Wir wollen einen Sieg. Das ist vor allem zu Beginn der Saison wichtig für unser Selbstvertrauen. Damit können wir ein Zeichen setzen.»

Quelle: Mira Güntert, http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/dossiers/fussball-fcbasel/galle-thalmann-die-neue-nummer-1-des-fc-basel-ist-angekommen-129425824, 09.08.2015.