Am 18. August ist ein Bericht in den Freiburger Nachrichten erschienen. Er wurde von Matthias Fasel verfasst. Hier könnt ihr ihn lesen.
Zurück im Alltag, zurück in der Schweiz
An der WM in Kanada stand Nationaltorhüterin Gaëlle Thalmann im Juni mit der Schweiz für einmal im Rampenlicht. Nun ist die Freiburgerin zurück im Alltag des Clubfussballs, nicht mehr in Deutschland, sondern beim FC Basel.
58 Tage ist es her, da stand Gaëlle Thalmann auf dem Rasen des BC Place Stadium in Vancouver und wusst, dass ihr 53'855 Fussballfans im Stadion und Millionen vor dem TV-Bildschirm zuschauen. Es war der WM-Achtelfinal gegen Kanada und zumindest der vorläufige Karrierehöhepunkt sämtlicher Schweizerinnen, die bei diesem Spiel dabei waren. Heute hat der Alltag die Freiburger Torhüterin definitiv eingeholt. Als sie am Samstag mit dem FC Basel in der NLA-Meisterschaft beim FC Luzern spielte, verfolgten bei strömendem Regen bloss einige Dutzend Zuschauer die Partie. "Die Umstellung fällt mir nicht schwer", sagt Thalmann und schmunzelt. "Das ist ja eher der Normalfall, den ich mir gewöhnt bin. Mit Duisburg hatten wir letzte Saison bei den Heimspielen auch nicht mehr als 400 Zuschauer pro Spiel. Die WM war schlicht eine schöne Ausnahme."
Frustrierende TV-Spiele
Dennoch: Ganz leicht war die Zeit nach der 0:1-Achtelfinal-Niederlage gegen Kanada nicht. Lange und intensiv hatte sich Thalmann auf den Grossanlass vorbereitet, hatte nach ihrem Kreuzbandriss den Wettlauf gegen die Zeit gerade noch gewonnen und war rechtzeitig auf die WM fit geworden, stand plötzlich für einmal im medialen Rampenlicht. Und von einem Moment auf den anderen ist alles vorbei. "Einfach war es nicht. Hinzu kam, dass ich Mühe mit dem Jetlag hatte und nach der Rückkehr krank wurde. Aber es ist nicht so, dass ich richtiggehend in ein Loch gefallen wäre."
Die Greyerzerin hatte jedoch Mühe, sich nach dem Ausscheiden zu Hause die erstlichen WM-Spiele im TV anzuschauen. "Ich hatte das Gefühl, dass wir mehr hätten erreichen können. Deshalb war es beispielsweise frustrierend, mir den Viertelfinal von Kanada anzuschauen, weil ich immer den Gedanken im Hinterkopf hatte, dass genauso gut wir Schweizer auf dem Feld stehen könnten."
Ein gutes Gesamtpaket
Gleichzeitig musste die 29-Jährige nach der WM über ihre Zukunft im Clubfussball nachdenken. Mit dem MSV Duisburg war sie vergangene Saison aus der 1. Bundesliga abgestiegen. So richtig Lust auf die 2. Bundesliga hatte Thalmann nicht. Zwar erhielt sie Angebote von anderen Bundesligisten. "Aber es passte nicht richtig, und ich wollte nicht um jeden Preis in Deutschland bleiben."
So kam es vor drei Wochen zum Wechsel zum FC Basel. "Das Gesamtpaket hat mich überzeugt. Der FCB bietet eine super Infrastruktur. Zudem hat mir der Club garantiert, einen Job für mich zu suchen. Das ist in meinem Alter wichtig." Noch ist der FCB auf der Suche nach einer Arbeitsstelle für die fliessend Deutsch sprechende Romande. Thalmann hofft auf einen Job im Bereich Sportmanagement oder Marketing, Bereiche, in denen sie bereits Ausbildungen vorzuweisen hat.

Thalmann ist in Basel als Führungsspielerin vorgesehen. Den Wechsel an den Rhein will sie deshalb nicht als Rückschritt verstanden wissen, "auch wenn die Schweizer Liga weiterhin eine Ausbildungsliga ist und vom Niveau her sich eine Stufe unter der deutschen Bundesliga liegt".
Sieben Clubs in acht Jahren
Die Torhüterin ist in den letzten Jahren viel herumgekommen. Mit Turbine Potsdam, dem Hamburger SV, den Grasshoppers Zürich, Lokomotive Leipzig, dem italienischen Spitzenclub ASD Torres, dem MSV Duisburg und jetzt Basel hat sie in den letzten acht Jahren für nicht weniger als sieben Teams gespielt. "Mein Wechsel nach Basel ist mit dem Hintergedanken verbunden, Stabilität reinzubringen. Ich habe nicht Lust, noch tausendmal den Club zu wechseln." Dennoch hat Thalmann in Basel bloss einen Einjahresvertrag unterzeichnet. "Das jedoch eher, weil man in meinem Alter nie weiss, wie lange die Karriere noch dauert, und nicht, weil ich erneut Wechselabsichten habe."
Der Traum von Olympia
Zunächst einmal will sie aber auf dem Feld weiter ihre Qualitäten unter Beweis stellen - auch mit der Nationalmannschaft. Mit dem Spiel gegen Italien beginnt im Oktober die EM-Qualifikation. Im März steht dann das Qualifikationsturnier für die olympischen Spiele in Rio an. Gegner sind die Niederlande, Schweden und Norwegen. Nur einer aus diesem Quartett wird sich für Olympia qualifizieren. Die Chancen sind also kleine, dass für Thalmann nächsten Sommer bereits der nächste Grossanlass ansteht. "In Rio dabei zu sein, wäre geil. Aber es wird natürlich schwierig." Statt Rio heisst es am Sonntag erst einmal Staad. Dort steht für den FCB das dritte Meisterschaftsspiel an.
Quelle: Freiburger Nachrichten, Seite 11, 18.08.2015, Matthias Fasel.
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