Wie war dein fussballerischer Weg?
Ich fing mit ca. 9 beim FC Bulle an, wo ich bis zu den C Junioren spielte, danach durfte ich nicht mehr mit den Buben spielen. Ich ging dann zum FC Riaz in die zweite Liga. Ich blieb zwei Jahre da (2000-2002). Danach spielte ich eine Saison in der NLB beim FC Vétroz, dann von 2003-2004 in der NLA beim FC Rot-Schwarz Thun , wo ich leider nur sechs Monate spielte, weil ich mich an einem Knie schwer verletzte. Wir stiegen ab und ich wechselte zum FFC Zuchwil 05, wo ich von 2004 bis 2006 in der NLA spielte. Bevor ich zum 1. FFC Turbine Potsdam wechselte, spielte ich noch anderthalb Jahre bei Luwin. Von Ende 2000 bis Dezember 2002 spielte ich noch in der FFV-U16/U17-Auswahl. Da durfte ich sogar die Kapitänsbinde tragen. Im Februar 2002 wurde ich zum ersten Mal in der U19-Nationalmannschaft aufgeboten; ich war erst 16. Ich spielte in dieser Mannschaft bis 2005, bevor ich in der Saison 2005-2006 in der U20 spielte, die extra für die U20-WM im Jahre 2006 ins Leben gerufen wurde. Im Herbst 2006 hatte ich das Glück, zum ersten Mal für ein Minitrainingslager der A-Nationalmannschaft eingeladen zu werden. Seit Februar 2007 wurde ich regelmässig aufgeboten.
Was waren deine grösste Satisfaktion und deine derbste Enttäuschung, seitdem du Fussball spielst?
Nach all diesen Fussballjahren (hoffentlich werden es noch ganz viele sein!) hatte ich ganz viele Satisfaktionen, es ist das, was hilft, immer voranzugehen. Wenn ich eine oder zwei davon wählen muss, dann würde ich die U19-EM-Teilnahme in Ungarn (2005) und die U20-WM-Teilnahme in Russland (2006) nennen. Das erlebt man als Schweizer nicht jeden Tag! Zudem behalte ich trotz der Niederlage im Penaltyschiessen im Finale eine gute Erinnerung an der Jugendolympiade in Paris (2003). Es sind Ereignisse, die prägen, aber natürlich freue ich mich jedesmal, wenn meine Mannschaft gewinnt, das ist jedesmal eine Satisfaktion, und eine Belohnung für die absolvierte Arbeit. Meine grösste Enttäuschung ist vielleicht meine Knieverletzung. Als ich erst 18 Jahre alt war, zog ich mir einen Kreuzbandriss zu. Damals war es ein harter Schlag, weil ich eine 6-monatige Pause einhalten musste. Ich verpasste die EM, obwohl ich damals Stammtorhüterin war. Und als ich wieder anfing, brauchte ich sechs zusätzliche Monate, um mein Niveau vor der Vorletzung wieder zu erreichen. Aber trotz allen negativen Seiten einer Verletzung konnte ich trotzdem Fortschritte erzielen, auch im mentalen Bereich. Und es erlaubt mir, die Momente ohne Schmerzen zu geniessen. Dieses Übel hat auch seine guten Seiten!
Im Greyerzerland ist es noch unüblich für ein Mädchen, Fussball zu spielen. Was motivierte dich, diese Sportart zu treiben?
Als ich jünger war, spielte ich immer mit den Buben. Und die spielten hauptsächlich Fussball. Wir spielten in der Schulpause, im Quartier vor den Häusern. Ich spielte damals schon Tennis in einem Verein. Aber als mein Vater die Betreuung einer Juniorenmannschaft des FC Bulle übernahm, ging ich mit. Ich habe mich damals nicht gefragt, warum ich es mache, es war für mich etwas Natürliches, weil es meine Freunde auch taten.
Warum hast du die Torhüterposition ausgewählt?
Am Anfang war ich Stürmerin, aber nach 6 Monaten hörte unser Torhüter auf. Ich wollte ihn ersetzen. Während eines verlängerten Wochenendes absolvierte ich Torwarttrainings mit meinem Vater und ich hielt durch. Ich hütete also sehr früh das Tor meiner Mannschaft. Wenn ich nach einem Grund suche, kann ich sagen, dass ich diese zusätzliche Verantwortung des Torwarts mag. Und wenn du einen Ball hälst, den alle schon "im Netz" sahen, ist das einfach nur ein geiles Gefühl! Zudem ist es eine differenzierte Position; als Torhüterin musst du Fussball spielen können, aber auch die Techniken des Hechtens und Ähnliches beherrschen.
Du hast dich entschieden, deine Karriere im Ausland in einer der besten Ligen der Welt fortzusetzen? Wie steht es mit deiner Integration?
Die Mannschaft ist jung und es gibt wirklich eine gute Stimmung. Man merkt relativ schnell, ob die Atmosphere gut oder schlecht ist und ich finde, dass die Spielerinnen Spass daran haben, miteinander zu spielen. Momentan läuft es mit der Mannschaft gut. Ich habe sie wahrscheinlich bei den Freundschaftsspielen enttäuscht, weil ich schlechte Leistungen gezeigt habe. Aber ich werde das wieder gutmachen. Ich muss mich an einem neuen Umfeld anpassen. Ausserhalb des Fussballs kenne ich hier niemanden, obwohl es sich gewiss noch ändern wird. Ich muss meine neue Stadt, meine neuen Mitspielerinnen kennenlernen. Obwohl ich in Luzern bereits alleine wohnte, war ich nicht weit weg von meinen Eltern, hier bin ich ganz allein und muss selber durchkommen. Aber das tut einem gut! Zudem ist die Trainingsintensität etwas höher als in der Schweiz, daran muss sich mein Körper erst gewöhnen. Die Mannschaft trainiert jeden Abend, aber am Morgen habe ich meistens ein Torwart- oder Krafttraining. Das ist ein neues Abenteuer und das gefällt mir! Das ist eine Erfahrung, die mir nicht nur fussballerisch, sondern auch persönlich zugute kommen wird.
Aus welchen Gründen haben dich deine Vorgesetzten verpflichtet?
Ich habe den ersten Kontakt gesucht, als ich davon hörte, dass ihre Torhüterin, Nadine Angerer (deutsche Nationaltorhüterin), nach Schweden wechselte. Sie haben mich zu einem Minitrainingslager an der Ostsee eingeladen. Wir trainierten in der Halle und als wir nach Potsdam zurückkehrten, boten sie mir einen Vertrag an. Sie brauchten eine Torhüterin. In der Schweiz spielte ich jahrelang in der NLA und ich spiele in der Nationalmannschaft, deswegen habe ich auf hohem Niveau Erfahrung. Das zählte wahrscheinlich schon bei der Entscheidung mit. Aber ich bin in Konkurrenz mit zwei anderen Torhüterinnen und habe deswegen keine Garantie zu spielen.
Wie schaffst du es, Leistungssport und Studium unter einen Hut zu bringen?
Bis jetzt konnte ich Beides irgendwie verbinden, obwohl es manchmal schon schwer ist, Zeit und Lust zu finden, für die Uni nach einem intensiven Training zu lernen. Wenn alles gut läuft, werde ich hier ab April mein Studium fortsetzen. Ich muss nur noch wenige Veranstaltungen besuchen, um mein Bachelor in Geschichte abzuschliessen. Ich will dieses Diplom unbedingt haben, weil ich nicht 50 Jahre lang Fussball spielen werde, jedenfalls nicht auf diesem Niveau. Deswegen muss ich jetzt schon meine Zukunft vorbereiten!
Was sind deine kurz- und mittelfristigen Ziele?
Kurzfristig will ich in meinem neuen Klub Nummer 1 werden. Und ich hoffe, dass die Mannschaft besser als in der Vorrunde sein wird (wir belegen aktuell den dritten Rang). Wir wollen auf Platz 1 oder 2 hin. Mittelfristig will ich Nummer 1 der Nationalmannschaft werden. Aber ich weiss, dass ich dafür im Klub Spielpraxis sammeln und gute Leistungen bringen muss. Meine Aufmerksamkeit richtet sich momentan vor allem auf meinen Verein, weil ich spielen will.
Der FC Charmey richtet ihre besten Glückwünsche an Gaëlle für ihre sportliche Karriere.
Aucun commentaire:
Enregistrer un commentaire