Auf der Internetseite von Credit Suisse, Sponsor der Schweizer Nationalmannschaft, ist ein Artikel von Michael Krobath über mich erschienen. Es ging wiederum um meine Verletzung. Hier unten könnt ihr ihn lesen.
Gaëlle Thalmann: Der Wettlauf gegen die Zeit
Die Stammtorhüterin des Nationalteams kämpft nach einer Knieverletzung um die WM-Teilnahme. Wenn es eine schafft, dann Sie.
«Ich weiss, dass ich soweit bin – das Knie hält»: Gaëlle Thalmann (29), Torfrau des Schweizer Nationalteams |
Die zentrale Frage der nationalen Verteidigung schien
geklärt. Bei der WM im nächsten Juni würde Gaëlle Thalmann im Schweizer
Tor stehen. Über zwei Jahre war sie die unbestrittene Nummer eins. In
der WM-Qualifikation hat sie in zehn Spielen nur gerade ein einziges Tor
kassiert, eine historische Marke.
Doch am 16. November 2014 verletzte sich die 29-Jährige
schwer. In einem Spiel mit ihrem Verein MSV Duisburg riss das rechte
Kreuzband. Das brutale Verdikt: Operation und sechs Monate
Rehabilitation. Die Chancen auf eine WM-Teilnahme sanken damit gegen
null. Erst recht, als zwei Nachoperationen nötig wurden.
Doch das Wort Kapitulation existiert für Gaëlle Thalmann
nicht. Denn die studierte Germanistin und Historikerin war schon immer
ein bisschen anders: Dickköpfig, ehrgeizig und extrem fleissig. Und
seither befindet sie sich im Wettlauf gegen die Zeit. Felsenfest davon
überzeugt, den Kampf gegen die Windmühlen zu gewinnen. Wie so oft in
ihrer Karriere.
Liegestützen auf vier Bällen
Aufgewachsen in Bulle, spielte sie neben Fussball auch
ausgezeichnet Tennis (N4). Sie entschied sich für eine Goaliekarriere
und schaffte 2008 den Sprung in die starke deutsche Bundesliga. Und
dies, obwohl sie mit 1,70 Meter und 63 Kilo eigentlich zu klein und zu
leicht war für ihr Metier. Nach schwierigen Jahren mit wenigen Einsätzen
und mehreren Klubwechseln, wagte sie 2012 einen Neuanfang in Italien.
Es sollte sich lohnen: Mit dem sardischen Verein ASD Torres wurde sie
Meister und stand zweimal im Champions League-Viertelfinal.
Im selben Jahr wurde sie auch Nummer 1 im Nationalteam.
«Gaëlle Thalmann hat sich in den letzten Jahren zu einer kompletten
Torfrau entwickelt», sagt Martin Salzgeber, Goalietrainer des
Nationalteams. Ähnlich wie Yann Sommer bei den Männern kompensiere sie
das Grössendefizit mit guter Technik und klugem Stellungsspiel,
herausragend sei ihre Fitness. Ein Beispiel gefällig? Thalmann schafft
Liegestützen auf vier Bällen. Ebenso wichtig sei aber auch ihre Rolle
als Antreiberin auf und neben dem Platz, betont Martina
Voss-Tecklenburg. «Sie sagt, was sie denkt, das schätze ich», so die
Nationaltrainerin, «an ihrem Einsatzwillen können sich die anderen
orientieren».
Eine Eigenschaft, die ihr im Kampf gegen die Verletzung
zugute kommt. Auf eigene Faust begab sie sich ins Bootcamp eines
sardischen Physiotherapeuten. Schwimmen, Kraftraum, Therapie,
Ballübungen – täglich neun Stunden Schinderei, einen Monat lang.
Inzwischen ist sie zurück in Duisburg und seit Anfang März fühlt sie
sich bereit für die Rückkehr ins Mannschaftstraining: «Ich weiss, dass
ich so weit bin. Das Knie hält». Doch die medizinische Abteilung des
Vereins bremst. Zähneknirschend musste Thalmann einem langsameren
Fahrplan zustimmen.
Offene Türen
Martina Voss-Tecklenburg mag nicht spekulieren, ob es
ihre Stammtorhüterin an die WM schaffen wird oder nicht. Sie sagt: «Wir
geben ihr jegliche Unterstützung und werden ihr so lange als möglich
alle Türen offen halten.» Keine Frage: Für das 'Knie der Nation' wird es
eng. Aber inzwischen scheint eine WM mit 'Gaga' Thalmann nicht mehr
utopisch. «Wenn es eine schafft, dann sie», sagt Martin Salzgeber. Sie
hätte es verdient.
Quelle: Michael Krobath, https://www.credit-suisse.com/ch/de/about-us/sponsorship/football.article.html/article/pwp/news-and-expertise/2015/04/de/gaelle-thalmann-a-race-against-time.html, 27.04.2015.
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