lundi 5 mai 2008

Bericht im Rotweiss

In der April-Nummer vom Rotweiss, dem Magazin des Schweizerischen Fussballverbands, kam ein Bericht über mich heraus. Hier ist es:

Karriere in der Turbine
Die Schweizer Nationaltorhüterin Nummer 2, Gaëlle Thalmann, wechselte im Winter zum deutschen Bundesliga-Spitzenclub 1. FFC Turbine Potsdam. Dort ist sie nach Anlaufproblemen gut angekommen. (Von Daniel Schaub)
Es war im vergangenen Dezember, als Gaëlle Thalmann die Transfermeldung aufschnappte. Nadine Angerer, die deutsche Weltmeister-Torhüterin vom 1. FFC Turbine Potsdam, würde die Bundesliga schon im Winter in Richtung Schweden verlassen und sich dort der Nummer 2 des Landes, Djurgarden Stockholm, anschliessen. Für die Schweizer Torfrau vom SC LUwin.ch war das ein Signal. Sie meldete sich nach Rücksprache mit Nationaltrainerin Béatrice von Siebenthal bei den Verantwortlichen in Potsdam - und wurde prompt zu einem dreitägigen Trainingslager an die Ostsee eingeladen, wo sich die Spielerinnen gerade auf ihre Hallensaison vorbereiteten.
Trainerlegende Schröder. Der Eindruck, den die 22-jährige Schweizerin hinterlassen hat, überzeugte Trainer Bernd Schröder, ein Mann, der seit der Vereinsgründung 1971 (!) für die Geschicke der Potsdamer Frauen zuständig ist und schon zu DDR-Zeiten Meistertitel sammelte. Die vertraglichen Details waren schnell geregelt, und am 21. Januar dieses Jahres nahm Gaëlle Thalmann in Potsdam das Training auf. "Die ersten Tage waren nicht einfach, meine Leistungen waren fussballerisch katastrophal", erinnert sie sich. Die neue Herausforderung hat wohl unbewusst den Druck auf die Schweizer Auswahltorhüterin erhöht, auch wenn sie heute sagt, sie sei auf die Umstände im ungewohnten Umfeld eigentlich vorbereitet gewesen.
Das Niveau der Schweizerin hat sich jedoch rasch stabilisiert, und als es darum ging, wer beim Bundesliga-Rückrundenstart am 24. Februar beim Hamburger SV im Tor von Turbine Potsdam stehen würde, da fiel die Wahl auf Gaëlle Thalmann. Sie profitierte dabei auch von einer Verletzung von Desirée Schumann, mit der sie sich künftig um die Position der Nummer 1 duellieren wird. Mittlerweile mit dem Nachteil, dass auch Thalmann wegen einer Blessur im März vorübergehend fast zwei Wochen nur reduziert trainieren konnte. Im Training fing sie sich bei einem Hechtsprung eine Prellung am Oberschenkel ein und musste zumindest mit dem spezifischen Goalie-Training aussetzen.
Eingelebt hat sie sich ansonsten gut in Potsdam. Gemeinsam mit einer Studentin bewohnt sie eine kleine Bleibe im örtlichen Studentenwohnheim, was insofern passt, als dass sie ihr Studium in Geschichte und Germanistik in Deutschland fortsetzen möchte. Grundsätzlich darf sie sich in Deutschland als Profifussballerin fühlen, mit täglich zwei Trainingseinheiten und auch einem Salär, das "zum Leben reicht". Der Vertrag in Potsdam läuft bis zum Sommer 2009, doch schon nach Ablauf dieser Saison will man die Erfahrungen gegenseitig austauschen und über die weitere Zukunft entscheiden.
Die Zielsetzung in Potsdam ist die, dass man sich hinter dem deutlichen Leader FFC Frankfurt für Platz 2 bewerben möchte. Denn dieser könnte, bei einem allfälligen Sieg der Frankfurterinnen um Birgit Prinz im UEFA-Cup, am Ende der Bundesliga-Saison zu einem internationalen Platz reichen. Und den wollen die Potsdamerinnen, die zuletzt 2004 und 2006 deutsche Meisterinnen geworden waren und 2005 sogar den UEFA-Cup für sich entschieden, unbedingt.
Die Ausgangslage ist nicht schlecht, denn das Feld der Verfolgerinnen hinter Frankfurt ist eng. Potsdam ist dabei zwischen dem Tabellenzweiten Duisburg und dem Vierten Bayern München klassiert und hat es in den ersten beiden Rückrundenspielen mit zwei Unentschieden verpasst, Boden nach oben gutzumachen. "Aus diesen Partien waren eigentlich sechs Punkte einkalkuliert", sagt Thalmann, die am 2. März beim Aufeinandertreffen mit dem SC Freiburg (1:1) ganz drüben im anderen Tor auch auf die Schweizer Nummer 1 Marisa Brunner getroffen ist.
Schweizer Torhüterinnen-Duell. Da die Breisgauerinnen schon am Tag vor dem Spiel nach Potsdam gereist waren, besuchte Thalmann ihre Nationalmannschaftskolleginnen Brunner, Martina Moser und Rahel Graf im Abschlusstraining und tauschte sich mit ihnen über das Leben in der Frauen-Bundesliga aus. Geschätzt hat sie auch die Zeit mit der Schweizer Auswahl im Trainingslager in Tunesien im Februar, auch deshalb, weil die Woche im Süden etwas Abstand gab zur schwierigen Anfangszeit in Potsdam.
Längst hat sie sich seither an den höheren Rhythmus in Deutschland gewöhnt. "Das Niveau unseres Teams ist schon deutlich höher als zuletzt bei LUwin.ch in der Schweiz", stellt die Torfrau nicht ganz überraschend fest. Für sie ist der Wechsel ins Ausland ein weiterer Schritt Richtung Spitze, nachdem sie auch in den letzten Jahren immer wieder einen Vereinswechsel die nächste Stufe auf der Karriereleiter angestrebt hatte.
Die Anfänge der Fussballkarriere gehen zum FC Bulle zurück, wo ihr Vater der Trainer der E-Junioren war und sie sich nach ersten Erfahrungen auf den Bolzplätzen als einziges Mädchen ins Team wagte. Anfangs spielte sie auf dem Feld, doch als der Papa des kleinen, rundlichen Goalies die Idee hatte, seinem Sprössling würden ein paar Laufmeter als Feldspieler wohl besser bekommen, wurde der Posten zwischen den Pfosten frei. Gaëlle Thalmann wollte ihn, und sie gab ihn bis heute nicht mehr preis. Später spielte sie in Vétroz und bei Rot-Schwarz Thun - und ab 2004 beim FFC Zuchwil. Das Engagement hatte noch vor Ende der zweiten Saison ein Ende. Sie fand sich nicht mehr zurecht mit dem Trainer und weil sie eine ist, die ihre Meinung offen kommuniziert, kam es zur vorzeitigen Freistellung.
Bei Luwin.ch machte sie die schwierige Phase vom Spitzenteam zum Tabellenletzten der NLA mit. Untätig wollte sie dem freien Fall jedoch nicht weiter entgegenstehen - und so kam es zum überraschenden Wechsel nach Potsdam. Dort muss sie sich nun mit dem neuen Umfeld befassen und mit Gegnerinnen, die sie nicht schon seit Jahren kennt. "Wenn der Trainer an der Teamsitzung den Namen einer gegnerischen Stürmerin nennt, dann weiss ich noch nicht so richtig Bescheid", gibt sie zu. Das wird sich schon bald ändern - und hoffentlich auch umgekehrt. Denn Gaëlle Thalmann will sich auch in Deutschland einen Namen schaffen, als Nummer 1 von Turbine Potsdam. "Auf der Bank will ich hier sicher nicht sitzen", sagt sie selbstbewusst. Und sie glaubt auch, dass regelmässige Einsätze auf diesem Niveau ihre Ausgangsposition im Schweizer Frauen-Nationalteam verbessern können.

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