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© Seraina Degen |
Le magazine du football féminin suisse nous a rendu visite à mes coéquipières Sandy Maendly et Veronica Maglia et à moi à l'occasion du match contre Brescia. La journaliste Seraina Degen, qui travaille de manière honoraire pour le magazine, a fait exprès le déplacement depuis la Suisse, prenant donc sur son temps libre. Cela prouve que quand on a de l'intérêt et de la passion pour quelque chose, il est possible de faire un déplacement même un peu plus long, pour informer les gens des performances des joueuses suisses à l'étranger.
Das Schweizer Frauenfussballmagazin besuchte meine Mitspielerinnen Sandy Maendly, Veronica Maglia und mich anlässlich des Spitzenspiels gegen Brescia. Die Journalistin Seraina Degen, die ehrenamtlich für das Magazin arbeitet, nutzte ihre Freizeit und kam extra aus der Schweiz angereist. Es zeigt, dass es möglich ist, eine solch "lange" Fahrt auf sich zu nehmen, um die Leute über die Leistungen der Schweizer Spielerinnen im Ausland zu informieren, sofern man Leidenschaft und Interesse für eine Sache zeigt.
Torres gewinnt den Spitzenkampf – ein Besuch in der italienischen Provinz
Im Spitzenspiel der italienischen Serie A gewinnt das
drittplatzierte Torres Calcio gegen den Zweiten Brescia auswärts
verdient mit 2:0 (0:0). Regen, starker Wind und ein tiefes Terrain
verhinderten zwar ein ansehnliches Fussballspiel. Das hinderte die rund
400 begeisterten Fans aber nicht, im kleinen schmucken Stadion am Rande
Brescias für mächtig Stimmung zu sorgen. Aus Schweizer Sicht zeigten
Gaëlle Thalmann im Tor und Sandy Maendly im defensiven Mittelfeld von
Torres beide eine starke Partie und spielten durch – Veronica Maglia
wurde kurz vor Schluss eingewechselt. Das Spiel in Brescia war aber auch
ein Treffen mit einer alten Bekannten aus der Schweizer Liga: Thalmanns
Gegenüber im Tor von Brescia war nämlich Sara Penzo. Die italienische
Nationalspielerin wechselte im Sommer nach einem Jahr beim FC Basel
zurück in ihre Heimat. Ein Besuch in der italienischen Provinz.
Der Weg zum Spielfeld war beschwerlich. Eisiger Wind und tiefe
Pfützen empfingen die Zuschauer in Brescia. Willkommen waren die Fans
trotz der misslichen Wetterlage. Rund 400 pilgerten am
Mittwochnachmittag ins Stadion. Eigentlich hätte die Partie bereits am
3. November stattfinden sollen, doch das Spiel wurde verschoben. „Wenn
das Spiel an einem Samstag oder Sonntag stattgefunden hätte, wären es
wohl gegen 800 Zuschauer gewesen“, mutmasste Fabio Cimmino, der
Medienchef von Brescia. „Ich freue mich sehr auf den Match. Brescia und
Torres sind die zwei besten Teams der Liga, das wird ein gutes Spiel
werden. Ich tippe auf ein 1:1.“ Er sagte auch, dass Brescia in der Liga
einer der höchsten Zuschauerschnitte habe. Es waren zwar mehrheitlich
Pensionäre und junge Leute, die sich das Spitzenspiel nicht entgehen
lassen wollten. Aber wahrscheinlich nutzten auch etliche Arbeitnehmer
die Siesta, um sich die Zeit mit Frauenfussball zu vertreiben. Ganz
anders als in der Schweiz kamen die Leute mit Trikots bekleidet,
vereinzelt wurden Fahnen in den Wind gehalten. Und von dem gab es ja an
diesem Nachmittag genug. Auch geht es auf italienischen Plätzen etwas
hitziger zur Sache. Einerseits eifern die Zuschauer lautstark mit,
andererseits sind auf dem Spielfeld die Diskussionen irgendwie hitziger.
Gaëlle Thalmann bestätigt dies indirekt: „Es ist schon so, man spürt
manchmal das italienische Temperament.“ Ihre Trainerin Manuela Tesse
erhebt sich während dem Spiel ein ums andere Mal, wenn ihr etwas nicht
passt. Und ja, auch eine Trainerin kann sehr laut werden, hinzu kommt
die unwiderstehliche italienische Gestik.
Torres in der zweiten Halbzeit das bessere Team
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© Seraina Degen |
Tesse ist eine leidenschaftliche Trainerin. Doch was ihr Team zeigte
war gut – vor allem in der zweiten Halbzeit. In der ersten Hälfte war
das Spiel zwar auch nicht wirklich schön anzusehen. Die Fehlerquote auf
beiden Seiten war relativ hoch, beide Teams spielten viele Fehlpässe und
konnten ihr gewohntes Kurzpassspiel nicht wirklich aufziehen. Doch dies
war wohl dem Terrain geschuldet. So wurde mehrheitlich mit hohen Bällen
agiert. Aber der Ball war auf dem rutschigen Untergrund unberechenbar.
Sprang er nach einem hohen Zuspiel auf, war er schnell wieder weg.
Spielte man einen Pass, blieb er fast stehen.
Währenddessen Brescia auf dem tiefen Terrain kontinuierlich abbaute,
konnte Torres in der zweiten Halbzeit das Niveau halten. Das Heimteam
startete zwar besser in die zweite Halbzeit. Der Schuss von Brescias
Gama, eigentlich Verteidigerin, wurde von Captain Tona geblockt. Und nur
zwei Minuten später stockte der Atem der Zuschauer erneut: Nach einem
kurz ausgeführten Eckball brachte Brescia einen langen Ball in den
Strafraum, gefährlich nahe auf das Tor von Thalmann gezogen. Doch diese
war jederzeit Herrin der Lage und lenkte den Ball mirakulös ins Aus. Der
Radiokommentator auf der Tribüne konnte sich kaum beruhigen, sah er den
Ball doch bereits im Tor: „Thalmann! Thalmann! Thalmann“, schrie er ins
Mikrofon. „Unglaublich, sie hat den Ball abgewehrt. Sie ist ja nicht
die Grösste, aber sie strahlt so viel Sicherheit aus, das ist doch
einfach unglaublich, sie hat einfach jeden Ball.“ Das sollte noch nicht
der letzte Aufreger für den Radiomann und die Zuschauer Brescias gewesen
sein. Doch zuerst war Torres am Zug. Im Gegenzug nach dieser
hochkarätigen Chance lancierte Domenichetti die nimmermüde Patrizia
Panico. Die 37-Jährige (!) prüfte Penzo, doch auch sie hielt ihren
Kasten mit einer tollen Parade vorerst sauber. Eine Minuten später, in
der 55. Minute, musste sie sich allerdings geschlagen geben. Nach dem
Eckball bugsierte Flügelspielerin Fuselli den Ball im allgemeinen
Strafraum-Gewühl über die Linie. Der Jubel war gross – auf Seiten
Torres’. Die einheimischen Fans mussten diesen Rückschlag zuerst einmal
verdauen. Lange Zeit, dies zu tun hatten sie indes nicht. Zu Beginn der
zweiten Hälfte ging es nämlich Schlag auf Schlag. Im Pausentee muss
irgendwas drin gewesen sein, was beide Seiten entfesselt aufspielen
liess. So war es nämlich Thalmann, welche ihre Farben im Spiel hielt.
Besser gesagt, sie hielt die 1:0-Führung fest, und wie! D’Adda spielte
sich über Torres’ linke Abwehrseite durch, die Verteidigung schob nach
links und prompt ging in der Mitte Bonansea völlig vergessen. Ganz
alleine tauchte sie im Strafraum auf und wurde auch prompt noch
angespielt. Thalmann reagierte instinktiv richtig, verkürzte den Winkel
und der Ball sprang an ihre Hand anstatt ins sicher geglaubte Tor.
Einmal mehr schrie der Radiokommentator ins Mikrofon… Die Schweizer
Nationaltorhüterin sah das ganze etwas bescheidener: „Ich sah, dass sie
in der Mitte vergessen ging. So habe ich einfach den Winkel verkürzt.
Als ich dann den Ball an meiner Hand spürte, war ich schon froh“, meinte sie mit einem Schmunzeln.
In diesem Stil ging es munter weiter. Es war nun eine unterhaltsame
Partie. Im Gegenzug hätte Sandy Maendly ihre starke Leistung mit einem
Tor krönen können. Doch ihr satter Schuss wehrte Penzo ab. Auch diese
zeigte eine gute Partie, bei den beiden Gegentoren war sie machtlos.
Maendly kämpfte auch auf dem tiefen Terrain unermüdlich und gewann viele
Zweikämpfe. Sie bekam auch einiges ab. Fünf Minuten vor dem Ende der
Partie blieb sie nach einem harten Einsteigen ihrer Gegnerin sogar
liegen. „Das Schienbein ist jetzt halt ein bisschen blau, das ist
alles“, meinte sie und gab somit gleich wieder Entwarnung. Der
Schlusspunkt setzte dann der heimliche Star auf dem Feld: Die
italienische Nationalspielerin Patrizia Panico verwandelte in der 85.
Minute einen Penalty zum 2:0 Endstand. Dem voraus ging ein Schuss von
Fuselli, der im Strafraum an D’Addas Arm prallte. Für dieses Vergehen
wurde sie direkt mit der roten Karte bestraft. Und aus Schweizer Sicht
sorgte die eingewechselte Veronica Maglia für den eigentlichen
Schlusspunkt: In der 93. Minute strich ihr Schuss knapp über das Tor.
Noch sechs Spiele bis Weihnachten
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© Seraina Degen |
Nach der Partie war die Stimmung bei den Gästen sehr gut. „Das waren
drei wichtige Punkte“, meinte eine ausgepumpte Maendly nach der Partie.
„Aber es geht mir gut, danke. Es war schwierig auf diesem Terrain. Doch
ich bin stolz auf uns, es war eine geschlossene Teamleistung.“ Zeit, um
die müden Beine hochzulagern, bleibt Maendly und ihren Teamkolleginnen
indes nicht. Es stehen bis Weihnachten noch sechs (!)
Meisterschaftspartien auf dem Programm – also drei englische Wochen:
„Wir haben in Italien nicht so lange Pause. Über die Feiertage haben wir
nur fünf Tage frei, dann geht es gleich weiter.“ Gaëlle Thalmann
genehmigte sich nach dem Spiel ganz italienisch zuerst einen Espresso,
obwohl, sie war ja während den ganzen 90 Minuten hellwach. Das muss sie
auch in der nächsten Runde der Champions League sein. Im Viertelfinal
trifft Torres Calcio auf die Arsenal Ladies. Thalmann beginnt zu
strahlen: „Arsenal ist ein grosser Name, das werden zwei tolle, wenn
auch schwierige Partien!“ Maendly hätte sich laut eigener Aussage eher
einen Gegner wie Juvisy gewünscht. „Aber Arsenal ist auch toll. Wenn so
ein tolles Team nach Sassari kommt, werden wir vielleicht auch mehr
Zuschauer haben,“ sagt sie und verabschiedet sich in Richtung Teambus.
Es geht noch am Mittwochabend zurück nach Sassari, ehe am Freitag die
Reise für das Spiel in Florenz auf dem Programm steht. Den Schweizer
Söldnerinnen geht es trotz stressigem Programm bei Torres gut. Sie
fühlen sich wohl auf Sardinien. Als letzter verlässt Medienchef Fabio
Cimmino das Areal. Er hat nach der Niederlage immer noch sein charmantes
Lächeln auf den Lippen, auch wenn er dabei ein wenig die Stirn runzelt
und sagt: „So ist eben Fussball.“
Eine Bemerkung sei an dieser Stelle noch erlaubt: So ein Tagesausflug
nach Brescia ist wirklich lohnenswert. Die italienische Kleinstadt ist
von Basel in etwa 5.5, von Bern in 4.5 Stunden mit dem Zug bequem
erreichbar. Es sind das zwar total rund zehn Stunden Reise für 90
Minuten Fussball, aber das lohnt sich allemal – mit gutem Kaffee und
feiner Pizza sowie der italienischen Herzlichkeit, die einem als
Schweizer entgegenschlägt, macht es das allemal wett. Gerade auch
deswegen, wenn der Gegner aus Sassari kommt und Torres heisst. Brescia
liegt näher als Sardinien, ist einfacher zu erreichen. Und so kann man
sich abseits der Nationalspiele im Brügglifeld von den Leistungen der
Schweizer Nationalspielerinnen Thalmann und Maendly überzeugen. Die
waren heute nämlich wie der Wind geblasen hat: Stark!
Brescia: Penzo, Gama (80′ Schiavi, 85′ Baroni),
Pedretti, Zizioli, Rosucci, D’Adda, Alborghetti, Prost (64′ Cernoia),
Sabatino, Boni, Bonansea
Torres: Thalmann, Piacezzi, Motta, Stracchi, Tona, Fuselli, Domenichetti, Maendly, Panico, Bartoli, Iannella (87′ Maglia)
Source: Seraina Degen, http://www.frauenfussballmagazin.ch/torres-gewinnt-den-spitzenkampf-ein-besuch-in-der-italienischen-provinz/, 30.11.2012.